« Low Value Care » Studie: Auswirkungen von Über- bzw. Fehlversorgung an zwei chronischen Krankheiten

Unter Low Value Care werden Leistungen verstanden, die den Patienten wenig oder keinen Nutzen bringen oder sogar potenziell Schaden verursachen. Dabei entstehen unnötige Kosten und knappe Gesundheitsressourcen werden verschwendet bzw. nicht effektiv genutzt.
Eine neue Studie der Universität St. Gallen mit anonymisierten Daten der Groupe Mutuel identifiziert, berechnet und evaluiert die Auswirkungen in Bezug auf Low Value Care von zwei weitverbreiteten chronischen Erkrankungen: chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und koronare Herzerkrankung (KHK).

VON DER STIFTUNG GROUPE MUTUEL UNTERSTÜZTE STUDIEN

  • Ziel: Identifizierung und Quantifizierung von Über- bzw. Fehlversorgung anhand Versichererdaten
  • Partner: School of Medicine, Universität Saint-Gallen (Prof. Alexander Geissler)
  • Zeitraum: 2022

Zusammenfassung

Unter Low Value Care werden Leistungen verstanden, die den Patienten wenig oder keinen Nutzen bringen oder sogar potenziell Schaden verursachen. Dabei entstehen unnötige Kosten und knappe Gesundheitsressourcen werden verschwendet bzw. nicht effektiv genutzt.

Eine neue Studie der Universität St. Gallen mit anonymisierten Daten der Groupe Mutuel identifiziert, berechnet und evaluiert die Auswirkungen in Bezug auf Low Value Care von zwei weitverbreiteten chronischen Erkrankungen: chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und koronare Herzerkrankung (KHK).

COPD war 2019 die dritthäufigste Todesursache weltweit. In der Schweiz leiden mindestens 400’000 Menschen an der chronischen Lungenerkrankung und verursachen geschätzt Kosten von CHF 603-847 Millionen pro Jahr. Durch sachgemässe Einnahme von Medikamenten kann die Verschlimmerung von Symptomen verlangsamt, die Lebensqualität stabilisiert und das Risiko einer Hospitalisierung aufgrund einer akuten Verschlechterung des Gesundheitszustandes – einer sogenannten Exazerbation – gesenkt werden. Dementsprechend zeigt die Auswertung der Groupe-Mutuel-Daten, dass Patienten, die ihre Medikamente regelmässig einnehmen, ein um ca. 50% niedrigeres Risiko haben, eine Exazerbation zu erleiden.

Da die unregelmässige Einhaltung der medikamentösen Therapie zu Exazerbationen führen kann, wirkt sich dies auch negativ auf die Gesundheitskosten aus. Die Auswertung der Groupe-Mutuel-Daten zeigt, dass die Gesundheitsausgaben von COPD-Patienten, die aufgrund einer Verschlechterung ihres Zustands hospitalisiert wurden und die ihre Medikamente nicht regelmässig einnehmen, über zwei Jahre im Durchschnitt um rund CHF 10’000 höher sind im Vergleich zu Patienten mit einer regelmässigen Medikamenteneinnahme.

Die KHK zählt zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ist eine der wichtigsten Ursachen für Mortalität und Spitaleinweisungen in der Schweiz. Die Studie wägt die beiden diagnostischen Pfade von Koronar-CT gegen invasive Koronarangiographie ab. Aus den medizinischen Leitlinien geht hervor, dass ein Koronar-CT bei vielen Patienten für die erste Diagnosestellung gegenüber einer invasiven Koronarangiographie zu bevorzugen ist. Ein Koronar-CT ist nicht-invasiv und es muss kein Katheter ins Herz gelegt werden, d.h. es besteht kein Narkose-, Infektions- und Komplikationsrisiko für den Patienten. Gleichzeitig verursacht es weniger Kosten. Die Studie stellt fest, dass dank eines optimierten Diagnosepfads ein Einsparpotential von ungefähr CHF 5 Mio. für Groupe Mutuel Versicherte pro Jahr besteht, wenn Patienten unter Einsatz der kosteneffizienten Diagnostik behandelt werden.

Groupe Mutuel

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