Mindestfallzahlen 2: Zusammenhang zwischen Fallzahlen und Qualität der medizinischen Eingriffe 

Nach der Mindestfallzahlenstudie 2020 gab die Groupe Mutuel eine Studie in Auftrag, um festzustellen, ob die Fallzahlen in Schweizer Spitälern tatsächlich einen Einfluss auf die Behandlungsqualität haben. Erfahren Sie, bei welchen Eingriffen ein Zusammenhang zwischen der Zahl der behandelten Fälle und der Sterblichkeitsrate nachgewiesen wurde.

VON DER STIFTUNG GROUPE MUTUEL UNTERSTÜTZE STUDIEN

  • Ziel: Den Zusammenhang von Fallzahlen und der Qualität für 25 ausgewählte Krankheitsgruppen anhand der Sterblichkeitsrate analysieren
  • Partner: Dr. Daniel Zahnd (Info Navigation)
  • Zeitraum: 2021

Zusammenfassung

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass die Behandlungsqualität durch die Einhaltung der entsprechenden Mindestfallzahlen gewährleistet werden kann. Die Studie «Mindestfallzahlen 1», die 2020 von der Groupe Mutuel in Auftrag gegeben worden war zeigte, dass 46 Prozent der Spitäler die von der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) empfohlenen Mindestfallzahlen nicht erreichen. Die von der GDK empfohlenen Schwellenwerte werden im Kanton Zürich für die Spitalplanung verwendet und sind im internationalen Vergleich relativ niedrig angesetzt. Bei den meisten Leistungsgruppen wurde eine Mindestfallzahl von 10 festgelegt. Für bestimmte Leistungsgruppen wurden allerdings höhere Mindestfallzahlen vorgeschrieben, da bei diesen Behandlungen bereits gute empirische Evidenz in wissenschaftlichen Studien und Anwendungsbeispiele im Ausland existierten.

 

2021 gab die Groupe Mutuel eine weitere Studie in Auftrag, um zu untersuchen, ob die Zahl der behandelten Fälle tatsächlich Auswirkungen auf die Behandlungsqualität in den Schweizer Spitälern hat und ob die von der GDK empfohlenen Fallzahlen genügend hoch angesetzt sind. Für die folgenden 25 Leistungsgruppen wurde der Zusammenhang zwischen der Zahl der behandelten Fälle und der Sterblichkeitsrate analysiert:

  • Häufige Krankheiten mit nicht planbarer Behandlung (Myokardinfarkt, Hirninfarkt, Lungenentzündung, Schenkelhalsfraktur)
  • Elektive Herz- und Thoraxchirurgie (Eingriffe an der Aortenklappe, an den Herzkranzgefässen, Lungenoperationen)
  • Elektive grössere viszeralchirurgische Eingriffe (kolorektale Resektion, Nephrektomie, Zystektomie, Ösophaguseingriffe, Pankreasresektion)
  • Elektive Gefässeingriffe (Operationen an Becken-/Beinarterien, Gefässchirurgie)
  • Elektive Chirurgie mit geringem Sterblichkeitsrisiko (Cholezystektomie, Herniotomie, Hüft- und Knie-Endoprothese, Prostatektomie)

Die Analyse basiert auf den Daten des Bundesamtes für Statistik über alle Spitalaufenthalte in der Schweiz zwischen 2017 und 2019, was etwa drei Millionen Fällen entspricht. Mithilfe multivariater statistischer Methoden wies Dr. Daniel Zahnd bei zehn Leistungsgruppen (zum Beispiel Myokardinfarkt) einen Zusammenhang zwischen der Zahl der behandelten Fälle und der Sterblichkeitsrate nach. Ausserdem berechnete er Mindestfallzahlen, mit denen eine optimale Behandlungsqualität erreicht werden kann, sowie die Zahl der Todesfälle, die potenziell hätten vermieden werden können, wenn die Behandlungsqualität in allen Spitälern gleich wäre – in den 25 untersuchten Leistungsgruppen sind dies insgesamt 900 Todesfälle pro Jahr. Die Studie kommt zum Schluss, dass eine zentrale oder gruppierte Behandlung der Fälle nach Art ihres Eingriffs nicht nur der Behandlungsqualität dient, sondern auch dazu beiträgt, den steigenden Kosten und dem Fachkräftemangel in den Spitälern zu begegnen.

Groupe Mutuel

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