Projekt: Wie kann die Koordination der Versorgung von chronisch kranken Menschen in der Schweiz verbessert werden?

Chronische Patienten sind auf eine gute Koordination ihrer Behandlung angewiesen. Die Fragmentierung des Gesundheitswesens steht diesem Ziel entgegen. Die Universität Lausanne und Unisanté haben mit der Groupe Mutuel untersucht, wie die Koordination und Kontinuität der Behandlung für chronische Patienten in der Schweiz verbessert werden kann.

  • Ziel:
    • Messen der Kontinuität der Versorgung bei Menschen über 50 Jahren in der Schweiz sowie der Koordination der Versorgung bei chronisch kranken Menschen
    • Besseres Verständnis der Bedürfnisse und Präferenzen der Bevölkerung in Bezug auf die Koordination der Versorgung
    • Lösungen vorschlagen, um die Koordination der Versorgung für chronisch kranke Menschen zu
  • Partner: Universität Lausanne, Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und Gesundheitswesen (Unisanté)
  • Zeitraum: 2019–2023

Zusammenfassung

Ziel des Projekts ist es, herauszufinden, wie die Koordination und die Kontinuität der Versorgung für chronisch kranke Menschen in der Schweiz verbessert werden können.

Die Forschenden der Universität Lausanne und von Unisanté verwenden zu diesem Zweck anonyme Versicherungsdaten, um die Kontinuität der Versorgung bei Personen über 50 Jahren zu messen. In einem ersten, anfangs 2022 veröffentlichen Artikel wurde nachgewiesen, dass die Kontinuität der Versorgung je nach Erkrankung der Patientinnen und Patienten unterschiedlich ist, wobei die Kontinuität der Versorgung hier als die Konzentration der Besuche eines Patienten bei verschiedenen Ärzten definiert wird (Nicolet et al. 2022). Somit wurde bei Krebserkrankten eine geringe Kontinuität der Versorgung festgestellt, was darauf zurückzuführen sein könnte, dass ihre Erkrankung eine Behandlung durch mehrere spezialisierten Fachkräfte erfordert. Bei den komplexesten Fällen (mit hohen Kosten und Behandlungsbedarf) ist die Kontinuität der Versorgung jedoch gut. Ebenso wurde gezeigt, dass die Kontinuität der Versorgung bei Patientinnen und Patienten mit einem alternativen Versicherungsmodell besser ist.

In einem zweiten Artikel (Nicolet et al. 2023) untersuchten die Forscher die Präferenzen der Bevölkerung für alternative Versicherungsmodelle zur Förderung der Koordination der Gesundheitsversorgung. Dazu verwendeten sie eine Methode des diskreten Wahlversuchs (discrete choice experiment): Diese Technik besteht darin, den Umfrageteilnehmern verschiedene Szenarien vorzuschlagen, die sich nach bestimmten Sachattributen unterscheiden (im vorliegenden Zusammenhang: direkter Zugang zu Spezialisten, Höhe der Prämien, mit oder ohne Zugang zu einem Pflegekoordinator usw.), und sie anschliessend zwischen dem von ihnen bevorzugten Szenario oder dem Status quo wählen zu lassen. Diese Methode ermöglicht es somit, die Präferenzen der Individuen - hier in Bezug auf Versorgungsmodelle - zu erforschen. Bei der Umfrage nahmen 975 Personen teil, die alle über 50 Jahre alt waren und in der französischsprachigen Schweiz lebten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Befragten tendenziell den Status quo bevorzugen und Gatekeeping-Systeme ablehnen, was unter anderem durch ihr Durchschnittsalter erklärt werden kann. Es ist jedoch möglich, diese Bevölkerungsgruppe für alternative Versicherungsmodelle (mit Gatekeeping) zu gewinnen, sofern ihnen Leistungen angeboten werden, die die Koordination der Versorgung fördern, wie z.B. die Nutzung des elektronischen Patientendossiers durch alle Gesundheitsfachkräfte oder den Zugang zu einem Pflegekoordinator. Die Befragten bevorzugen einen Hausarzt als ihren Pflegekoordinator. Sollte kein Hausarzt zur Verfügung stehen würden sie sich am ehesten für eine Pflegefachkraft aussprechen. Obwohl die Prämienhöhe für die Befragten sehr wichtig ist, ändern sich ihre Präferenzen bei einer Prämiensenkung kaum, d.h. eine niedrigere Prämie reicht nicht aus, um sie zur Wahl eines alternativen Modells zu bewegen. Die Ergebnisse dieser Studie sollten daher die Krankenversicherer dazu ermutigen, innovative alternative Modelle anzubieten, die für die Versicherten, die am meisten davon profitieren könnten, attraktiver wären. Darüber hinaus könnten auch vergleichbare Studien in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz sowie bei jüngeren Bevölkerungsgruppen sinnvoll sein, um die Präferenzen von verschiedener Gruppen von Versicherten/Patienten besser zu verstehen.

Die letzten Analysen in Bezug auf die langfristigen Auswirkungen der Alterung der Bevölkerung und der Zunahme chronischer Krankheiten auf das Gesundheitssystem laufen noch.

Das Projekt «Wie kann die Koordination der Versorgung von chronisch kranken Menschen in der Schweiz verbessert werden?» wird vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 74 «Gesundheitsversorgung» finanziert.

Groupe Mutuel

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