Gesundheitskosten: Wurzelbehandlung statt Symptombekämpfung

13. April 2022 | Kommentar(e) |

Miriam Gurtner

Ja, die Kosten im Gesundheitswesen steigen – und das seit Jahren ohne Unterbruch. Und damit – mit kleinen wohltuenden Ausnahmen - auch die Prämien der obligatorischen Krankenversicherung. Der Handlungsbedarf ist für alle klar. Doch wie kann man dagegen angehen, ohne Einbussen in der Gesundheitsversorgung in Kauf zu nehmen? Die Antwort wäre einfach: indem nur das Richtige gemacht wird und das richtig. Und indem jeder Eigenverantwortung übernimmt.

Die Entwicklung der Gesundheitskosten und der Prämien sind seit Jahrzehnten ein Problem. So kann und soll es nicht mehr weitergehen. Doch nicht zuletzt die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass die Kosten schnell zweitrangig werden können, wenn es um unsere Gesundheit geht. Und darum bringt es nichts, wenn irgendwelche Kostenziele fixe Grenzen setzen, ohne die Ursache der Probleme anzugehen. Und die Ursache sind immer die einzelnen Eingriffe und Leistungen. Bei jedem von uns.

Der Ansatz einer wirkungsvollen «Kostenbremse» muss somit an der Qualität jeder einzelnen erbrachten Leistung ansetzen. Angefangen mit der Indikationsqualität – also dem Entscheid, welche Therapie oder welcher Eingriff vorgenommen wird. Und bei der Ergebnisqualität – also dem Resultat jeder Leistung. Wurde das mit dem Patienten vereinbarte Therapieziel erreicht und ist es zu keinen unnötigen Komplikationen gekommen? Geht es dem Patienten effektiv besser?

Die Anreize müssen anders gesetzt werden

Heute sind die Anreize jedoch genau gegenteilig. Wer viele Leistungen durchführt, wird höher entschädigt als jener, welcher auch mal Alternativen für teure Eingriffe sucht oder auf eine teure Operation verzichtet, weil sie nicht nötig ist oder weil es bessere alternative Therapieformen gibt. Weder auf der Seite der Ärzte, noch auf der Seite der Patienten gibt es Anreize, auf unnötige Leistungen zu verzichten. Jedenfalls, sobald die Franchise aufgebracht ist. Daher müsste grundsätzlich über unser Vergütungssystem gesprochen werden. Warum werden Leistungen voll entschädigt, welche zu keiner Verbesserung für den Patienten geführt haben? Warum müssen Ärzte praktisch nie Garantieleistungen erbringen? Im Gegenteil, wenn ein Eingriff zu Komplikationen führt, kann man die Folgebehandlungen nochmals abrechnen.

Um dies zu ändern, braucht es drei Ansätze:

  • Schlechte und unnötige Leistungen dürfen nicht mehr vollumfänglich entschädigt werden, also eine Art «Pay for quality».
  • Es braucht Transparenz über die Qualität der Leistungen. Dank Tripadvisor und anderen Vergleichsplattformen spielt der Qualitätswettbewerb in vielen Branchen. Bei der Medizin haben wir keine vergleichbare Transparenz. Dies behindert einen wirklichen Qualitätswettbewerb.
  • Last but not least, muss auch jeder von uns als Patient überlegen, ob die Leistung für ihn wirklich zu einem Mehrwert führt. Unnötige Eingriffe und Therapien sind nicht nur teuer, sondern bringen auch gesundheitliche Risiken mit sich. Hier sind auch wir Patienten in der Pflicht, uns zu informieren und zum Beispiel auch einmal eine Zweitmeinung einzuholen.

Mehr dazu im Positionspapier der Groupe Mutuel.

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Leiterin Public Affairs, Generalsekretariat

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