Patientenmeinung für die Optimierung medizinischer Behandlungen

17. Dezember 2020 | Kommentar(e) |

David Bumann

Mit dem ständigen Fortschritt der Medizin nimmt die Zahl der Behandlungsmöglichkeiten für ein und dieselbe Krankheit ständig weiter zu. Jede Behandlung hat ihre Vor- und Nachteile für die Betroffenen. Die Behandlungen haben allerdings je nach den individuellen Eigenschaften und dem Lebensstil jedes einzelnen Menschen eine unterschiedliche Relevanz. Im Zeitalter der Algorithmen, die unser Verhalten analysieren, um unsere Gedanken zu entschlüsseln, muss auch die Medizin einen mehr auf den Menschen zentrierten Ansatz wählen und die Patientensicht bei ihren therapeutischen Entscheidungen berücksichtigen. Unterstützt wird sie dabei zunehmend von einem wichtigen Instrument: den PROMs.

Platz für die PROMs

PROMs (Patient reported outcome measures) sind in England, Schweden und den USA, wo ihre Nützlichkeit und Wirksamkeit bereits gemessen wird, gross im Kommen. Mithilfe dieses qualitätsorientierten Forschungsinstruments kann die Meinung der Patientinnen und Patienten in Erfahrung gebracht und ihr physisches und psychisches Wohlbefinden im Zusammenhang mit Therapien oder Operationen gemessen werden. Das Feedback erfolgt dabei in drei Phasen:

  • Vor der Behandlung erhält die betroffene Person einen Fragebogen, um ihren gesundheitlichen und emotionalen Ausgangszustand angesichts der Erkrankung zu bewerten.
  • In einem zweiten Fragebogen während der Behandlung geht es um deren Wirksamkeit und um die Schwere ihrer Nebenwirkungen.
  • Nach der Behandlung erfolgt eine abschliessende Bewertung, bei der sich die behandelte Person über die erzielten Ergebnisse und über ihr Leben nach der Behandlung äussern kann. Dabei werden sowohl physische als auch psychische Aspekte berücksichtigt.

Am Ende geben die PROMs ein umfassendes Bild von der Behandlung der Patientinnen oder Patienten aus medizinischer und menschlicher Sicht und liefern Antworten auf Fragen wie «Hat die Behandlung gewirkt?», «Wie haben Sie die Behandlung erlebt?» und «Wie ist das Leben nach der Behandlung?».

Die Patientenmeinung zählt

Die PROMs bilden mit ihren wertvollen Erfahrungsberichten zu den Auswirkungen der Behandlungen auf die Patientinnen und Patienten eine Datenbank, aus der überaus nützliche Informationen für die Bewertung der Wirksamkeit und Angemessenheit von Behandlungen gewonnen werden können. So ist aus der Auswertung dieser Daten ersichtlich, welche Therapie für eine bestimmte Personengruppe am besten geeignet ist. Geschlecht, Alter und Gesundheitszustand – alles Faktoren, die es bei der Wahl der weiteren Behandlung zu berücksichtigen gilt. Bestimmte Therapien sind etwa für Frauen am besten geeignet, andere für Diabetiker, wieder andere haben Nebenwirkungen, die je nach Lebensstil der Betroffenen mehr oder weniger gut vertragen werden.

  • Alle diese Rückmeldungen verändern die Art und Weise, wie medizinische Fachleute mit den Behandlungsoptionen umgehen, und stellen die behandelte Person in den Mittelpunkt der Entscheidungen.
  • Menschen sind keine Maschinen. Jeder Mensch ist einzigartig. Die Behandlung sollte daher auf die individuellen Umstände zugeschnitten sein.

Restaurants bewerten, aber Behandlungen nicht?

Heutzutage kann jeder seine Erfahrungen teilen und seine Meinung über alltägliche Dienstleistungen äussern. Wenn Sie von einem Restaurant enttäuscht sind, möchten Sie dies bekannt machen, um anderen die Enttäuschung zu ersparen. Warum sollten nicht auch Patientinnen und Patienten ihre Behandlungen bewerten, wenn es für viele davon mehrere Alternativen gibt? Warum sollte eine Behandlung, die von den meisten schlecht vertragen wird und nicht besser wirkt als andere, weiter angewandt werden? Die PROMs machen es möglich, die Wirksamkeit und die Eignung jeder Behandlung mit dem nötigen Abstand zu bewerten.

Entsprechend den Fortschritten in der Medizin sollten Patientinnen und Patienten eine ihrer Situation angepasste Versorgung erhalten. Denn was dem einen guttut, ist nicht unbedingt auch das Beste für seine Nachbarin. Gesundheit ist eine persönliche Angelegenheit, bei der die behandelte Person in jeder Phase des Entscheidungsprozesses einbezogen werden muss. Die PROMs-Daten sind daher unverzichtbar, um Therapieentscheidungen zu optimieren und patientenzentrierte Medizin zu praktizieren.

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Generalsekretariat, Bereich Gesundheitsökonomie

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