Ein Hoch auf die künstliche Intelligenz

27. Januar 2020 | Kommentar(e) |

Gilles Tornay

Daniel Walch, Generaldirektor des Spitalverbunds der westlichen Genferseeregion (GHOL), nimmt die baumolsche Kostenkrankheit ins Visier. Die Kostenkrankheit – benannt nach dem berühmten amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler William J. Baumol – bezeichnet das Phänomen, dass der technologische Fortschritt, insbesondere im Gesundheitswesen, nicht mit einem Produktivitätsgewinn oder Einsparungen einhergeht. Walch ist der Meinung, dass die künstliche Intelligenz dem Wissenschaftler und seiner These widersprechen könnte.

Eine Art von Intelligenz, die alles auf den Kopf stellt

Als Erstes erwähnt Daniel Walch den Zusammenhang zwischen der künstlichen Intelligenz und der Medizin. Darüber spricht er auch in seinem neuen Buch, das er zusammen mit Xavier Comtesse geschrieben hat: IA – Médecine augmentée (Verlag: Editions G d'Encre). Darin sagt er: «Mit der künstlichen Intelligenz sind wir zum ersten Mal Zeuge von technologischem Fortschritt, der Einsparungen im Gesundheitswesen herbeiführen könnte.» Daniel Walch und Xavier Comtesse schätzen das Sparpotenzial in der Schweiz auf rund 4 Milliarden Franken pro Jahr über einen Horizont von zehn Jahren ein.

«Wussten Sie, dass die US-Behörden im April 2018 zum ersten Mal einen Algorithmus als gleichwertig mit einem Medikament oder einer medizinischen Beratung anerkannt haben, und eine solche Behandlung folglich von den Versicherungen rückerstattet wird? Es handelt sich dabei um einen Algorithmus, der zusammen mit einer Netzhautkamera eine Retinopathie diagnostizieren kann – eine Krankheit, an der in Amerika ein Bevölkerungsanteil im zweistelligen Millionenbereich leidet. Dies ist ein Wendepunkt und ein gewaltiger Schritt nach vorne. Dadurch können Millionen von Dollars eingespart werden. Zum ersten Mal scheint technologischer Fortschritt der baumolschen These zu widersprechen.»

Wie weit kann künstliche Intelligenz gehen?

Mit künstlicher Intelligenz, so Walch, kann viel erreicht werden. In den USA wurde vor kurzem ein weiterer Algorithmus getestet, der gigantische digitale Patientendossiers auswerten kann (tausend Seiten oder sogar mehr). Dieser Algorithmus kann in 82% der Fälle vorhersagen, ob ein bestimmter Patient innerhalb eines Jahres aufgrund eines kardiovaskulären Problems oder Diabetes in einem Spital behandelt werden muss.

Schaut die künstliche Intelligenz immer weiter in die Zukunft?

«Ja», antwortet Daniel Walch. «Der Reiz der künstlichen Intelligenz – die im Grunde nur raffiniert angewendete Statistik ist – liegt darin, dass man durch sie bessere Vorhersagen machen kann. Und in der Medizin bedeutet dies bessere Prävention und somit Kosteneinsparungen.»

Walch schätzt, dass die künstliche Intelligenz bei kostenintensiven chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen oder Krebs besonders nützlich sein kann.

Daniel Walchs vorläufige Schlussfolgerung

«Wir sollten keine Angst vor der künstlichen Intelligenz haben, sondern sie nutzen. Sie wird Ärzte nicht ersetzen. Hingegen werden Ärzte, welche die künstliche Intelligenz nutzen, jene ersetzen, die sie nicht nutzen.»

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