Die Kontrolle der Rechnungen betrifft uns alle!

29. November 2018 | Kommentar(e) |

Miriam Gurtner

Wenn es im Restaurant ans Bezahlen geht, kontrollieren wir automatisch die Rechnung. Jeder Fehler auf der Quittung fällt uns sofort auf und wird beim Kellner reklamiert. Wir wollen schliesslich nur das bezahlen, was wir konsumiert haben und nicht die Flasche Wein oder das Dessert vom Nebentisch. Das ist für uns alle völlig normal. Jedoch fehlt uns dieser Reflex, sobald es ums Bezahlen von Arztrechnungen geht. Vielleicht sind wir der Ansicht, dass diese Kosten unseren Geldsack nicht angreifen. Jedoch ist im Sozialwesen jeder und jede Zahler/in und beteiligt sich somit an der Rechnung des anderen. Wenn wir heute nicht reagieren, werden wir in Zukunft die Folgen zu spüren kriegen.  

Machen wir halbe-halbe?

Das Prinzip der obligatorischen Krankenpflegeversicherung ist zu Vergleichen mit einem Nachtessen unter Freunden. Mit einem kleinen Unterschied: Wir haben keine andere Wahl, als die Kosten untereinander aufzuteilen. Ganz egal, ob unsere Freunde ein Vier-Gang-Menü mit einem guten Wein genossen und wir nur einen kleinen Salat gegessen haben. Der ganze Tisch bezahlt denselben Betrag. Wenn wir aber die Kosten aufteilen, kontrollieren wir vorher rigoros die Rechnung und melden allfällige Fehler. Ein zu viel verrechnetes Menü wirkt sich direkt auf das Total aus und somit auf den Preis, den jeder von uns bezahlen muss.

Bei der obligatorischen Krankenpflegeversicherung verhält es sich ähnlich. Auch wenn wir nicht alle am selben Tisch sitzen, können wir trotzdem Fehler bei dem Leistungserbringer oder bei unserer Krankenversicherung melden.

Leichter gesagt als getan

Wir stossen auf zwei Probleme, wenn wir uns für die Kontrolle unserer Rechnungen entscheiden:

  • Wir erhalten keine Rechnungskopie: Beim System Tiers-payant wird die Rechnung direkt an die Krankenversicherung gesendet. Obwohl dies eigentlich im Gesetz vorgeschrieben wäre, erhalten nicht alle versicherten Personen eine Kopie (Art. 42 Abs. 3 Krankenversicherungsgesetz).
  • Eine unverständliche Rechnung erhalten:  Eine verständliche Rechnung ist das A und O zur Überprüfung der verrechneten Positionen. Aufgrund der geltenden Tarifstrukturen sind die konsumierten Leistungen – im Gegensatz zum Restaurantbesuch – für Laien oftmals nur schwer nachvollziehbar. Anstelle eines klar verständlichen Mittagsmenüs werden wir mit codierten Leistungen konfrontiert, die man nicht entschlüsseln kann.

Der Bundesrat eilt zu Hilfe

Der Bundesrat ist sich dieser Probleme bewusst und versucht nun den Versicherten zu helfen, ihre Rechnungen besser zu verstehen, wie beispielsweise durch Zusatzinformationen. Dazu will er mit den betroffenen Akteuren – insbesondere mit den Versicherern – klären, inwiefern die Rechnungen heute nicht verständlich genug sind und wie diesem Umstand mit einer Anpassung der bestehenden Regeln begegnet werden könnte.

Gesundheit geht uns alle an und jede und jeder von uns spielt eine wichtige Rolle. Damit wir kontrollieren können, was uns in Rechnung gestellt wird, müssen wir immer eine verständliche und klare Rechnung erhalten. Damit werden wir uns auch der Kosten bewusst, welche die Leistungen verursachen, die wir in Anspruch genommen haben. Indem wir in die Rolle des proaktiven Konsumenten schlüpfen, können wir unser Gesundheitssystem positiv beeinflussen.

Miriam Gurtner

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Miriam Gurtner

Leiterin Public Affairs, Generalsekretariat

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